Giovanna & Sawyer

Sawyer führte mich weiter und ich hörte, dass wir auf irgendeiner Straße angekommen waren. Es ist erstaunlich, wie die anderen Sinne geschärft werden, sobald nur einer ausfällt. Ich hörte Händler und vorbeigehende Leute, spürte Sawyers Hand, die mich führte und griff fester nach ihr. Ich wollte Sawyer auf keinen Fall verlieren. Nicht hier. Ich traute ihm zwar nicht zu, mich einfach so alleine hier stehenzulassen, aber ich wollte doch noch einmal sicher gehen.
Was machten wir überhaupt hier? Ich dachte Sawyer würde in Menschenmengen nervös. Seine Hand fühlte sich allerdings noch sehr ruhig an. Anders, als bei nervösen Leuten.
Wir hielten und Saywer verschloss meine Ohren. Ich fragte gar nicht mehr nach, warum. Es würde eh nichts bringen. Hoffentlich stünden wir nicht allzu lang dort. Ich wollte wirklich bald zurück.
Tatsächlich wurde ich schon bald an einen anderen Ort geführt. Vermutlich die Gasse, in der wir vorhin standen. Die Stimmen und Schritte, die ich hörte wurden nämlich immer leiser. Dafür konnte ich Sawyers und meine nur umso besser hören.
Er legte mir etwas um den Hals. Anfangs bekam ich etwas Angst...ich dachte schon, er würde mich wieder angreifen. Allerdings verwarf ich diesen Gedanken gleich wieder. Er hatte gerade keinen Grund dazu. Was war es dann? Eine Kette? Dafür fühlte es sich irgendwie zu leicht an.
Kurz darauf wurde mir die Augenbinde abgenommen und ich sah sofort herunter, um den Gegenstand zu inspizieren. Tatsächlich: eine Kette. Ein kleiner, blau glänzender Stein, wie ein Tropfen geschliffen, an einer silbernen Kette befestigt. Ich bezweifle, dass es echtes Silber war. Saywer hätte sich so etwas nie leisten können.
Warum hatte Sawyer das getan? Und wo hatte er bitte das Geld her.
"Was w-.." Ich brach ab, denn ich wusste gar nicht wirklich, was ich sagen sollte. Ich hatte so viele Fragen.
"Wofür ist die denn bitte?", war meine erste. Ich blickte zu Sawyer, während ich den Anhänger in der Hand hielt.

"Wie der Schmuck, den ich kenne..", wiederholte ich lachend, während mein Blick zur Kette und anschließend wieder zu Sawyer wanderte.
"Sehe ich für dich wirklich aus, wie jemand, der viel Schmuck besitzt?"
Ehrlich gesagt, besaß ich sogar ein paar Schmuckstücke. Die Familie aus Praro hat mir einst einen ziemlich wertvollen Ring geschenkt. Aus Angst ihn zu verlieren und weil Leute immer glaubten, ich sei verlobt -was mich auf Dauer ziemlich störte- habe ich ihn nie getragen.
Ich sah noch einmal auf den Anhänger und drehte ihn in meiner Hand. Ich musste Sawyer ja wirklich viel bedeuten, wenn er sein ganzes restliches Geld für ein Geschenk ausgab. Natürlich war es auch irgendwie eine Entschädigung..aber die hätte er mir auch auf andere Weise geben können.
Es war vielleicht doch nicht schlecht, einen Verbündeten wie ihn zu haben. Allerdings fragte ich mich, wovon er jetzt Leben sollte. Er schien zumindest vorher schon Probleme gehabt zu haben, Arbeit zu finden. Was sagte er nochmal? Er nahm diverse Aufträge an, dachte ich. Auf jeden Fall scheint es zur Zeit nicht so gut zu laufen. Meiner Erfahrung nach fand man Männer nur aus zwei Gründen in Sawyers Zustand kauernd in irgendwelchen Gassen auf. Geld, oder Frauen. ..Wobei Sawyer auch wieder ein besonderer Fall war. Immerhin hatte nicht jeder eine Vergangenheit..oder Persönlichkeit wie er.